Onkel Wanja

Drama

Tschechows „Onkel Wanja“ ist ein Paradestück poetischer Reflektion russischer Lebensthematik, die ihren Aktualitätsbezug nicht verloren hat. Menschen haben verlernt, ihr eigenes Glück zu gestalten, weichen realen Chancen aus, bäumen sich auf, um ihr eigentliches Potenzial für einen Moment erstrahlen zu lassen, um dann wieder in redundantem Klagegesang zu versinken.


Man könnte diesen Vorgang als Ausdruck der sogenannten “russischen Seele“ betrachten oder ihn als allgemein archetypisch menschliches Phänomen bezeichnen oder ihn sogar, jenseits aller kulturellen Prägung, als treffende Analyse der heutigen allgemeinen „seelischen Müdigkeit“ beschreiben.


In einer Inszenierung, in der die Sprache während einer Szene, einer Handlung oder eines Denkvorgangs scheinbar unberechenbar wechselt, eröffnet sich eine neue Dimension: Wir erhalten Einblick in die besondere und eigentümliche Wirkung von Sprache. Die Vermittlung von subtilen Emotionen, seelischen oder mentalen Vorgängen der Figuren werden transparenter und erlangen gerade im Wechsel der Sprachmuster eine überraschende geheimnisvolle Komplexität.


Während sich die Figuren (und auch die Darsteller) auf der Bühne in beiden Sprachen ganz zu Hause fühlen und auf der sprachlichen Ebene kein Verständigungsproblem besteht, ist der Zuschauer vor so manches Rätsel gestellt, erfährt aber mehr und mehr Kraft und Botschaft der Sprache an sich.


Die bilinguale Inszenierung ist für russische und deutschsprachige Zuschauer gleichermaßen gedacht. Der Bildungshorizont wird erweitert, das eigentlich „russische“ des Stückes wird offengelegt.


Regie: Maria von Bismarck


Darsteller: Radik Golovkov, Salima Bakiyeva, Maciej Tyrakowski, Natascha Bondar, Lev Morgolin, Yaroslava Boriskina, Sebastian Dominik


Genre: Drama


Länge: ca. 80 min.


Sprache: deutsch/russisch


Für den Onkel Wanja Text: Emma Stommel


Premiere: 20.April 2017


Geeignet für Zuschauer ab 14 Jahren